02/07/2024 0 Kommentare
125 Jahre Erlöser
125 Jahre Erlöser
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125 Jahre Erlöser
125 Jahre Erlöserkirche
Nach achtstündiger Zugfahrt am Freitag, 2. Juni, und einer kurzen Pause war es zunächst eine reine Erholung, sich in der wohltemperierten altbekannten Erlöserkirche den Farben vom KLANGFENSTER, dem Konzert von Orgel und Trompete, hinzugeben. Mit geschlossenen Augen und weit geöffneten Ohren ließ ich mich fallen, zunächst in Kompositionen des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts.
Nach der Pause, gestärkt und bereit für Neues, wurden von Mai Takeda und Tobias Scheetz schwierige und anstrengende Werke aus dem letzten Jahrhundert dargeboten – Ausnahme: die Uraufführung „Concerto Festivo“, entstanden von Tobias Scheetz in den letzten Monaten! Vor allem bei der Virtuosität der beiden Interpreten vergaß ich fast das Atmen.
Nach verdientem, langen, frenetischem Applaus löste sich die Spannung – auch durch die fröhliche Zugabe.
Pünktlich um 13 Uhr am Samstag, als die Glocken verklungen waren, eröffneten der Evangelische Posaunenchor Potsdam und Pfarrerin Metzner das Festprogramm auf dem Gemeindegelände und in der Erlöserkirche.
Bei den vielen und vielfältigen Angeboten, Attraktionen, Ausstellungen, Mitmachaktionen und musikalischen Angeboten ist es mir unmöglich, alles in gebührender Ausführlichkeit und Wertschätzung darzustellen; zudem habe ich für mich (natürlich) eine Auswahl treffen müssen, suchte ich doch nach inzwischen über drei Jahren, die seit unserem Abschied aus Potsdam-West vergangen sind, gerne das Gespräch mit der einen oder dem anderen Mitfeiernden. Schließlich war ich auch Gast und nicht Chronist, wurde ich doch erst während des Festes gebeten, einen persönlichen Artikel für die KIRCHENPOST zu verfassen.
Unvergesslich sind mir die intensiven Gespräche mit vielen Menschen: 15 Jahre haben meine Frau und ich im Pfarrsprengel Erlöser gewohnt, dazu ich als Prädikant und im GKR „dienend“; da sind bleibende Erinnerungen gewachsen, die mich veranlassten, die Einladung zum 125er Fest anzunehmen.
Mitgenommen vom Gemeindefest habe ich das fröhliche Mitsingen mit der Senioren- und der Spatzenkantorei, das von den Kindern begeistert aufgenommene Puppenspiel Rapunzel, die Taizé-Andacht, das Mitmach-Theater der „Gorillas“ in der Kirche und am Abend das Liegestuhlkonzert mit den „Confession the Blues“, wobei – wie Frau Hänel so treffend bemerkte „Die Senioren legen sich nicht in Liegestühle“ - diese vor allem von der Kinderschar belegt wurden. Für die Kinder und Jugendlichen, so habe ich beobachtet, gab es viel Kreatives (z.B. Ausmalen der Erlöserkirchen-Silhouette).
Auch für das leibliche Wohl wurde natürlich gesorgt: Kaffee und Kuchen, alkoholische und alkoholfreie Getränke, Eis aus dem Fenster des Kindergartens und am Abend Grillwürste.
Kreise und Gruppen hatten mit viel Arbeit und Fantasie dafür gesorgt, dass es an leiblichen und geistlichen Genüssen nicht fehlte.
Insgesamt war es ein fröhliches, ausgelassenes, stimmiges, von der Sonne verwöhntes Gemeindefest, bei dem auch die stillen Momente nicht fehlten. Der große Dank gebührt den Organisierenden und den fleißigen Helferinnen und Helfern!
Der geistliche Höhepunkt des Wochenendes war natürlich der Fest-Gottesdienst „125 Jahre Erlöserkirche“ am Sonntag. Eine Stunde später als üblich begann er, um einer Delegation der „Mutterkirche“ Frieden mit Pfarrer Ziemann den „Friedens-Marsch“ zur numehr „erwachsenen“ Tochterkirche zu erleichtern. Mit dem jubelnden Präludium „Die Kirche steht gegründet“ und dem Einzug der Zelebranten stimmte die Orgel das Motto dieses besonderen Gottesdienstes an, das die Gemeinde im ersten Lied aufnahm.
EIN Merkmal dieses Festes war die musikalische Ausrichtung in diesem Gotteshaus mit seiner außergewöhnlichen Akustik. Und so „erbebte“ das Kirchenschiff geradezu, als die Potsdamer Kantorei mit ihrem ausgezeichneten Leiter, Ud Joffe, der Dankbarkeit in der Bachkantate „Wir danken dir Gott, wir danken dir“ und dem nachvollziehbaren Wunsch im Schlusschoral Ausdruck verlieh: „ … dass wir ihm fest vertrauen, gänzlich verlassn auf ihn“. -
Zum anderen: Diese dankbare Freude, die schon beim Festkonzert am Freitag und auch beim Gemeindefest am Samstag spürbar war, durchzog auch die eindrückliche - mit Applaus belohnte – Predigt von Generalsuperintendent i. R. Hans-Ulrich Schulz. Der Prediger ging nicht von einem (vorgegebenen) Bibeltext aus, sondern führte uns durch die Geschichte der Erlöserkirche und ihre göttliche Bewahrung. Nach der Stiftungsurkunde der Kaiserin Auguste Victoria (4.5.1896) konnte nach nur zwei (!) Jahren Bauzeit die Erlöserkirche nebst Pfarrhaus und Gemeindehaus am 4. Mai 1898 eingeweiht werden. In allen Höhen und Tiefen der weltlichen und geistlichen Geschichte hat die dankbare gläubige Gemeinde stets bekannt: „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt.“ (Ps. 26,8). Und so ist es bis heute! (Für mich die zentrale Aussage und mit ein Grund, „Kirchweih“ in Potsdam mit zu feiern). Die erfreulich kurze Predigt – Hans-Ulrich Schulz war es zuzutrauen, die 125 Jahre auf knapp 15 Minuten zusammenzudampfen – endete mit den Worten: „Einer musste anfangen zu erzählen, einer muss auch aufhören, damit andere (weiter-) erzählen können! Amen.“
Mit dem schwungvollen Gemeindelied „Erfreue dich, Himmel, erfreue dich, Erde“ ging der Gottesdienst zu Ende und bei weiterhin strahlender Sonnenschein klang das Festwochenende auf der Kirchwiese mit vor allem kalten Getränken aus.
Dankbar, erfüllt, innerlich aufgewühlt machte ich mich dann zum Bahnhof Charlottenhof auf – und kurz vor Mitternacht holte meine Frau einen müden, glücklichen Ehemann ab.
Eduard Paul Eylert, Bad Urach (Baden-Württemberg)
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